ChatGPT and me – Konkurrenz oder Freundschaft?

Beim letzten Sprecher*innen-Stammtisch kam das Gespräch auf ChatGPT und andere KI Programme. Eine Kollegin erzählte, dass sie mal den Versuch gemacht hat, sich von ChatGPT eine Rede mit vorgegebenem Thema schreiben zu lassen. Sie war überrascht von der hohen Qualität dieser Rede und stellte die Frage in den Raum, ob wir und unser Beruf damit bald vom Aussterben bedroht sein könnten?

Ich möchte hier meine ganz eigene Meinung erzählen, die selbstverständlich nicht allgemeingültig ist.

Ja, auch ich habe ChatGPT auf meinem Rechner. Und ja, ich nutze es für meine Arbeit als Sprecherin.

Allerdings geht es mir nicht darum, mir das Redeschreiben abnehmen zu lassen. Denn in der Formulierung zeigt sich: Die KI ist weiterhin ein Computer. Und dieser hat nicht die Worte gehört, die ich vom Brautpaar im Vorgespräch gehört habe. Hat nicht die Gefühle wahrgenommen, die zwischen den Brautleuten schwingen.
Und vor Allem hat die KI nicht meine Art der Formulierung. Und das ist es schließlich, was meine Auftraggeber*innen buchen weil es sie im Gespräch überzeugt hat.

Ich nutze die KI als Rechercheassistenz.
Denn es ist ungemein nützlich, dieses Programm zu bitten mir die wichtigsten Fakten über das Land herauszusuchen, in dem das Brautpaar sich kennengelernt hat.
Oder mir eine Liste der Eigenschaften von Edelsteinen zu machen, die während einer Zeremonie genutzt werden.
Oder den Ursprung und Nutzen eines Brauchs zu recherchieren, den ein Brautpaar sich für die Zeremonie wünscht.

Das alles könnte ich nicht so schnell und gründlich recherchieren, wie ChatGPT es tut. Selbstverständlich überprüfe ich die Fakten ehe ich sie verwende, so wie ich es auch bei einer neuen, ungelernten menschlichen Assistenz tun würde.
Und schon das eine oder andere mal haben die Rechercheergebnisse in mir einen Satz entstehen lassen, den ich sonst vielleicht nicht gefunden hätte.

Naja, und dann kommt der große Tag, an dem ich für euch am Traubogen stehe und meine Rede halte. Und das mache ich mit großer Freude, mit Emotionen die ausschließlich euch gelten. Mit einer Hingabe, die mir noch kein Computer dieser Welt gezeigt hat.

Und DAS ist schließlich der Beruf: Das leidenschaftliche Sprechen von Worten, die Gestaltung eines einzigartigen Tages und meine Ausstrahlung die für euch eine Bühne bietet auf der ihr hell erstrahlt.

Nein, in meinen Augen ist eine KI keine Konkurrenz für uns Menschen – zumindest nicht, solange wir unsere menschlichen Qualitäten und Eigenschaften nutzen und schätzen.

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